Donnerstag, 18. Januar 2018

Trollt Jupp Heynckes uns eigentlich?

Also... habt ihr bei genauerem Hinsehen eine bessere Erklärung?

Das faszinierendste am Jupp Heynckes Comeback ist ja, dass es seit dem die Idee das erste Mal aufkam nur positive Resonanz gab. Also allein der Gedanke, dass eine derart rückwärts gerichtete Entscheidung den Bayern langfristig Schaden könnte, durfte nirgends ausgesprochen werden... außer natürlich hier.

Nun kann man, da Jupp seit dem alles richtig gemacht zu haben scheint, jetzt noch zu dieser Meinung stehen, oder es lassen... aber dass es so gar keine Kritik an dem Mann gibt... egal was er macht...

Am deutlichsten wurde das bei dem Vergleich der Berichtserstattung der Paris St.Germain Spiele... also wenn Carlo Ancelotti in einem derart wichtigen Spiel auf Kingsley Coman anstelle von Arjen Robben bringt, fragen sich alle, ob der mit einer derart absurden Aufstellung nicht seinen Rauswurf provozieren wollte... Wenn Jupp Heynckes dasselbe macht, sagen alle nur "Genial, wie der die Jugend fördert."

Natürlich hat der Trainer, der gewinnt am Ende immer recht... aber sollte kritische Berichtserstattung nicht anders funktionieren?
Also ja, Heynckes hat diese Mannschaft stabilisiert. Und er hat ein genau genommen belangloses Spiel gegen Paris gewonnen. Und 2 mal gegen 10 Leipziger... dazu gegen nen Haufen Laufkundschaft... Aber ist er deswegen der Heiland? Fällt niemanden auf, dass die Bayern die 4 Spiele vor der Winterpause gerade so gewonnen haben? Also jeweils mit einem Tor Vorsprung? Obwohl es unter anderem gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten ging?
Wenn Ancelotti im eigenen Stadion die Kölner 90 Minuten lang von einem Punkt durch nen Lucky Punch träumen lassen würde... wäre hinterher das "Das ist nicht gut genug" Gejammer groß.

Und auch die Beurteilung der einzelnen Spieler... wird unter Jupp Heynckes alles schön geschrieben...
Wenn Franck Ribery auch unter seinem Lieblingstrainer noch nicht wirklich auf die Beine gekommen ist... hat er ja noch Zeit... Mal sachlich betrachtet hat der Mann bisher 1 Saisontor erzielt... aber die Bayern müssen unbedingt mit ihm verlängern...
 Wenn Thomas Müller auch unter Heynckes keinen unumstrittenen Stammplatz hat, ist er halt noch verletzt und muss erst langsam wieder aufgebaut werden... Anstatt drauf zu verweisen, dass Müller auch unter Heynckes nur noch am Mitlaufen ist...
Wenn ein Ancelotti Müller erst Mal aufbauen wollen würde... bekäme er sofort von allen Seiten Gegenwind.

Aber seit dem Heynckes wieder in Amt und Würden ist, dürfen alle nur noch darüber berichten, wie genial es doch wäre, wenn der länger bleibt... anstatt mal kritisch zu fragen, ob es nicht vielleicht im Jahr 2018 bessere Lösungen geben müsste... aber dann müsste man ja positiv über Thomas Tuchel schreiben... oder man fängt selber die "Wird Jogi Löw jetzt Bayern Trainer" Geschichte an, die zu Unruhe bei unserem Lieblingskind führt... (Falls ich nicht mehr dazu komme... das wird Teil 5 der "Wie wird Jogi die Titelverteidigung verkacken" Serie... Dann doch lieber 3 Mal bei Jupp nachfragen, ob er nicht vielleicht doch...
Ganz ehrlich, der Kicker führt sich derzeit wie die schlimmsten Speichellecker auf... wie Geheimagenten von Rumenigge und Hoeneß, die nur ein Ziel haben: Heynckes vom Bleiben zu überzeugen...
Wobei man sachlich erwähnen muss: Von dem Tripple, dass die jetzt alle herbeireden wollen, ist man noch nen gutes Stück entfernt.
Faszinierend ist ja dabei, wie das eine Narrativ das andere komplett ignoriert. Also die Bayern gewinnen gerade so gegen die schwächste Konkurrenz seit Jahren, sollen aber gut genug für den großen Wurf sein? Entweder Köln, Stuttgart und Frankfurt sind gut genug um die Bayern wirklich zu fordern (dann kann man sich die ganze Qualitätsfrage sparen) oder die Bayern sind Stand Jetzt nicht gut genug für den ganz großen Wurf...
Und wo ich schon im Prognosen Modus bin: Gegen Manchester City oder Barcelona werden die kein Land sehen. Es sei denn die Leistungssteigerung setzt wirklich ein... Und schon davor gibt es einen Haufen Mannschaften, gegen die es verdammt eng wird...

Aber zur eigentlichen Frage: Trollt uns Jupp Heynckes jetzt... also meine Theorie ist ja, dass ihm das alles bewusst ist... und er mal guckt, wie weit er das übertreiben kann, ohne dass es jemanden auffällt...
Und noch fällt es niemanden auf... Also im großen Kicker-Interview vom Montag wird großspurig angekündigt, dass es keine "Trainer-Sprech" geben wird... stattdessen fallen die ganze Zeit nur Begriffe wie... phyischer und taktischer Bereich... Homogenität der Mannschaft... fußballerische Harmonie... Rhythmus ändern... Substanzverluste... Angriffsschemen, die perfektioniert werden müssen... klare Inhalte... präzises und perfektioniertes Passpiel... instinktiv ausgeführte Laufwege im Gesamtgefüge...
Also ganz normale Gesprächsfloskel... Die man auch als nicht Trainer verwenden würde und ohne Fußballkenntnis verstehen kann... aber definitiv kein Trainer-Sprech...

Und natürlich spricht Heynckes nicht den neusten Jargon. Den noch zu lernen, hat er einfach nicht mehr nötig. Genau genommen ist das Heynckes Interview der (erneute) Beweis, dass das Phänomen "Trainer-Sprech" gar nicht so neu ist. Nur die Vokabeln haben sich ein wenig entwickelt... was völlig normal ist. Also früher sprach man vom Libero vor der Abwehr, heute vom Abkippenden Sechser, obwohl beide exakt dasselbe machen... Früher hat man von "Kontrollierter Offensive" gesprochen, wenn man das 1:0 einfach nur verteidigen wollte, heute spricht man von "Falscher Neun"... Alles nichts ungewöhnliches...

Dass der Kicker jetzt versucht der gesamten neuen Generation eins reinzuwürgen, weil ihr Lieblingstrainer ja ohne Trainer-Sprech auskommt... dann aber ein Interview führt, dass voll davon ist... ist eigentlich völlig absurd... Da fragt man sich, ob der Autor seinen eigenen Artikel überhaupt mal gelesen hat... Aber man muss das ganze ja so aufziehen, weil man verdeutlichen will, dass Jupp Heynckes was ganz besonderes ist.

Was nicht bedeuten soll, dass alles, was Heynckes gemacht hat, totale Grütze war. Aber genau genommen hat er nur eine Mannschaft, die keinen Bock mehr auf ihren Trainer hatte (was man auch mal ansprechen könnte...) stabilisiert... Das ist nicht mehr als ein ganz normaler Dead Coach Bounce, den man aber auch erst mal auslösen muss... es ist aber nicht auszuschließen, dass Michael Oenning das bei den Bayern hinbekommen hätte. Aus ihm jetzt deswegen den größten Heiland seit Jesus Christus zu machen, erscheint mir einfach ein bisschen übertrieben.

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