Mittwoch, 1. Februar 2017

Die fast unbemerkte Revolution

Könnt ihr euch noch an die Untergangstimmung von vor 12 Monaten erinnern? Als die Engländer ihre TV Rechte für echt absurde, wie kann sich das eigentlich rechnen, Milliarden verkauft haben?

Und alle so: Das ist das Ende. Jetzt kauft die Premiere League die Bundesliga auf. Nicht nur die großartigen Spieler, sondern auch die großartigen Talente, werden für absurde Ablösesummen nach Manchester gehen...

Jetzt... druckt der Kicker 6 Seiten am Stück über genau solche Talente... die allesamt in der Bundesliga spielen...

Ousmane Dembelé, Julian Weigl, Emre Mor, Alexander Isak, Raphael Guerreiro, Christian Pulisic, Renato Sanchez, Serge Gnabry, Mo Dahoud, Andreas Christensen, Nico Elvedi, Oliver Burke, Timo Werner, Breel Embolo, Max Meyer, Sead Kolasinac, Julian Brandt, Benjamin Henrichs, Jonathan Tah, Leon Baily, Niklas Süle und Omar Mascarell spielen alle inzwischen oder immer noch in der Bundesliga. Und bei den meisten heißt es dann, dass die ganz großen Spanier und Engländer ebenfalls interessiert waren... der Spieler aber unbedingt erst Mal nach Deutschland wollte...

Am deutlichsten wird dieser neue Trend bei Bojan Krkic. Einen Spieler, bei den man seit Jahren auf den großen Durchbruch wartet. Der lässt sich jetzt ebenfalls nach Mainz ausleihen um seine Karriere endlich richtig in die Gänge zu kriegen. Wenn das auch klappt und dem Jungen jetzt der Durchbruch gelingt (was eher unwahrscheinlich ist, schließlich braucht man in Mainz erst Mal nen halbes Jahr um anzukommen und dann ist er wieder weg)... Dann sind Martin Ödegaard oder Enzio Zidane die nächsten. Und ja, der eine oder andere in Madrid wird sich fragen, warum man nicht selber auf die Idee gekommen ist, den Ödegaard in die Bundesliga zu schicken.

Das wirklich faszinierende ist ja: Der Effekt kommt nicht bei den Vereinen, die sich ja weiterhin um jedes Talent mitbieten, und so die Preise nach oben treiben, an. Die Berater und Spieler haben anscheinend gemerkt, dass in jungen Jahren nach England gehen eine ziemlich bescheuerte Entscheidung ist. Dass es einem langfristig gar nichts bringt für ein besseres Gehalt in den ersten Runden des Ligapokals spielen zu dürfen... und unter der Woche mit den Topstars "trainieren" zu dürfen... also du trainierst und die regenerieren.

Dass Spielpraxis auf höchstem Niveau zu größeren Gehaltschecks in einer nicht so fernen Zukunft führt. Und ja, die Bundesliga ist immer noch eine der 3 besten Ligen der Welt. Aber sie ist (gerade im Vergleich zu den Engländern) auch die Liga, in der man als Talent nicht auf der Bank oder Tribüne vergammelt, weil irgendein Scheich wieder irgendeinen Spieler für mehr als 20 Millionen Euro Ablöse holen musste... Und auch als Scheich gilt: Wenn du so viel Geld in einen Spieler steckst, willst du den auch spielen sehen...
Dafür ist sie aber auch die Liga, in der du als 20 Jähriger am wenigstens verdienst...

Natürlich gibt es gerade ganz aktuelle Beispiele, an denen man sich richten kann. Also dass Dortmund so beliebt ist, dürfte auch an Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang liegen. Die Dortmunder haben halt gerade nachgewiesen, dass sie Weltklasse Leute formen können. Und das Gehalt, dass Lewandowski jetzt schon und Aubameyang sobald er denn gewechselt ist, verdienen werden, wird sie für den relativ (gemessen an einem englischen Talent) geringen Lohn mehr als entschädigen...

Die viel wichtigeren Personalien sind für mich aber: Mesut Özil und Sami Khedira. Die beiden wurden von der Bundesliga (und nicht mehr nur Bayern München) so gut ausgebildet, dass sie sich bei Real Madrid durchsetzen konnten.
Und das ist ja genau die Position, die du als Fußballspieler erreichen willst. Du willst nicht mit 20 dort auf der Tribüne hocken, du willst mit 25 dort spielen.

Nur um mal deutlich zu machen, wie absurd gut der Ruf der Bundesliga als Ausbildungsland mittlerweile ist: Selbst ein absoluter Chaosverein wie der Hamburger SV kriegt 2 junge brasilianische Olympiasieger, weil die davon überzeugt wurden, dass die Bundesliga der beste nächste Schritt in ihrer Entwicklung ist... selbst wenn sie sich dabei ins absolute Chaos stürzen...

Und ja, fast alle Spieler auf der oben stehenden Liste werden früher oder später wechseln. Und nicht alle von ihnen können zum FC Bayern gehen. Der eine oder andere wird nach England gehen, Leroy Sane als Rollenspieler bei ManCity ergänzen und dessen Ablöserekord pulverisieren. Andere werden den Schritt nach England erst wagen, wenn sie wirklich so weit sind, sich dort auch bei den besten Vereinen durchzusetzen. Aber dann wird die Bundesliga auch schon die nächsten großartigen Talente in der Hinterhand haben.

Die Anzahl der hochspannenden Talente erscheint mir jedenfalls schon außergewöhnlich. Also noch. Bei einer optimistischen Weltanschauung kann das durchaus die Regel werden.

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