Freitag, 30. Dezember 2016

Meine persönliche Album Jahrescharts 2016

Warum? Nun ja... ich könnte jetzt einen Fußball-Jahresrückblick, in dem ich nur darüber jammere, wie Scheiße dieses Jahr doch war, anfangen... würde dabei aber nur wie ein verbitterter alter Mann klingen... nur damit ich hinterher feststelle, dass, verglichen mit der richtig relevanten Scheiße, die 2016 so abging, der Fußball halt lächerlich unwichtig ist...

Also fokussiere ich mich lieber auf das Positive, was 2016 so passiert ist... Fußball technisch ist das halt sehr schnell zusammengefasst: Hansa Rostock hat dieses Jahr (noch, man soll sich ja 2016 nicht so weit aus dem Fenster lehnen) keinen Trainer entlassen. Das dürfte ihnen zum ersten Mal in diesem Jahrzehnt passiert sein...

Nachdem das abgearbeitet ist... fällt mir auf, dass 2016 unfassbar viel gute Alben rausgekommen sind... Und das kann man ja mal feiern...
Oh und weil ich es kann.

Platz 13:
Skye Ross: Hat das Ding überhaupt nen Albumtitel? Eher nicht. Mein größtes Problem an dem Album: Ich habe bis heute nicht verstanden, warum es nicht einfach das nächste Morcheeba Album geworden ist. Und ja, es klingt anders als ältere Morcheeba Sachen, aber das erwarte ich doch auch von einem neuen Album.

Platz 12:
Prince Hitnrun Phase II: Ok, technisch gesehen war dies das letzte Album 2015. Und es ist garantiert auch nicht das beste Prince Album Ever. Aber es ist halt das letzte offizielle Prince Album Ever. Fuck 2016.
Und ja, ich habe Prince schon vorher gehört. Und nicht nur Purple Rain. Das ist halt für mich persönlich der entscheidende Unterschied zwischen all den anderen gestorbenen Legenden und ihm: Von Prince habe ich noch auf weitere gute Alben gewartet. Ich kann aber deswegen auch mit Leuten mitfühlen, die von anderen Musikern noch gute Alben erwartet haben, die sie nie bekommen werden... Oh und Fuck 2016.
Schlüsselstück: Screwdriver
 
 Hier in einer 2013er Live Version...

Platz 11:
Bob Dylan - Fallen Angel: Hey, kann man bei einem Literaturnobelpreis-Träger daneben liegen? Auch wenn das Album verglichen mit Modern Times oder Together Through Life erstaunlich belanglos klingt, so ist es immer noch Dylan. Und ja, ich habe den Mann live gesehen, lange bevor die Spießer aus Stockholm ihn für sich entdeckt haben. Der Mann ist halt weit mehr als die Klassiker, die jeder kennt.

Platz 10:
Cloe X Halle - Sugar Symphony EP: Bevor ich sie das erste Mal gesehen habe, habe ich mich schon über sie lustig gemacht. Als ich sie dann gesehen habe, dachte ich mir: Hmm, checkst du mal aus. Als ich dann gemerkt habe, dass die beiden viel zu jung sind um so gute Musik zu machen... fing ich an auf das erste Album zu warten. Wer mit 16 und 18 Jahren so eine Debüt EP hinlegt, von dem darf man noch einiges erwarten.

Platz 9:
Dendemann - Eins Zwo: Wie jetzt, dass ist noch gar nicht raus? Aber dran gearbeitet wird doch? Dann muss es ja fast 2017 kommen... Mach endlich Album, du Penner!

Platz 8:
Kapelle Petra - The Underforgotten Table: Kommen wir zum Promotional Teil dieser Serie: Also den Bands, denen es gut tun wird, wenn die paar Hanseln die diesen Blog lesen hinterher mal den Namen gehört haben. Ich habe Kapelle Petra wirklich rein zufällig auf einem Konzert in meinem eigenen Klub gesehen. Also nur, weil ich keinen Eintritt zahlen musste. Und dieses Konzert hat verdammt viel Spaß gemacht. Das aller faszinierende: Diesen Spaß findet man sogar auf der Vinyl wieder. Was überraschend wenigen kleinen Bands, die großartige Konzerte spielen, gelingt.


Platz 7:
Tetrete - 757: Jetzt wird es endgültig kritisch. Also gefühlt zahle ich gerade Miete für meinen eigenen Proberaum. Das gebe ich auch ehrlich zu. Tetrete ist eigentlich "nur" eine 11 Mann Liveband mit 4er Bläser Section. Und Ska mit 4 Livebläsern ist einfach unfassbar fett. Jetzt gibt es endlich auch das offizielle Album. Was man sich natürlich am besten nach nem Livekonzert kauft...


Platz 6:
Beginner - Advanced Chemistry: Endlich wieder richtige Musik. Und, das muss an der Stelle erwähnt werden, das schlechteste Beginner Album aller Zeiten. Das stand aber vorher fest. Flashnizm/Stylopath war eines der kreativsten Alben ever. Es ist pures Chaos und reine Energie. Und dieser Energie ist einzigartig. Bambule hat dann den großen Deutschen Raphype der späten 90er losgetreten. Und Blast Action Hero hat den klinisch toten Deutschrap, den niemand mehr anfassen wollte, wiederbelebt und resozialisiert. Advanced Chemistry ist da einfach nur ein gutes Hip Hop Album. Mit einigen genialen Momenten. Und den Beweis, dass eine Gruppe mehr ist als die Summe ihrer Einzelteile, kriegt man mit jedem Video. Mehr muss man ja auch nicht immer liefern...


Platz 5:
Fiva x JRBB - Keine Angst vor Legenden: Ok, eigentlich ist das unfair. Den technisch gesehen ist dies ein Best Of mit 3 neuen Songs. Fiva bearbeitet teilweise 15 Jahre alte Songs mit der JazzRauschBigBand neu. Und erinnert mich damit daran, dass ich seit 15 Jahren an einem Blaue Flecken Remix arbeiten wollte. Dieses Album beweist eindrucksvoll, das Rap und Kunst wunderbar Hand in Hand gehen. Und Fiva hat das seit 15 Jahren und selbst in den dunkelsten Phasen immer bewiesen.

Platz 4:
Alicia Keys - Here: Dieses Jahr war voll mit unfassbar vielen faszinierendsten Entwicklungen. Die größte war, dass die R´n´B Diven zum Sprachrohr der neuen Afroamerikanischen Bewegungen wurden... (For the Record: Eine gewisse Janelle Monae hat damit schon 2015 angefangen...) während die Männer aus dem Rapgenre immer noch mit beschissenen Reimen Party machen... Das wäre uns zu Public Enemys Zeiten nicht passiert. Und Alicia Keys ist dabei die ganz große Überraschung: Sie hat das ultimative Bob Dylan Album des Jahres abgeliefert. Also ja, Here ist eher ein Singer-Songwriter als ein R'n'B Album. Und es passt eher in die 60er Jahre als ins Amerika des 21. Jahrtausends. Und es ist trotzdem verdammt gut. Was gerade bei Alicia keine Selbstverständlichkeit ist. Also ja, die Frau konnte schon immer unfassbar gut singen und Klavier spielen. Aber ihre Songtexte... sagen wir das mal so: Die wirklich guten waren von Prince. Jetzt liefert sie "In Common" und "Holy War" ab. Holy Shit.

Platz 3:
Solange - A Seat at the Table: Hab ich schon "Black Lives Matter" erwähnt? Und ja, auch wenn dieser Begriff nicht fällt, so prägt er doch das Album. Der entscheidende Unterschied zwischen diesem Album und dem ihrer großen Schwester: Solange schreibt jede Zeile selbst. Dies ist einfach nur die persönliche Geschichte einer jungen Afroamerikanerin. All ihre Leiden und Sorgen. Wer glaubt, dass dieses Problem seit den 60ern gelöst ist und die doch alle nur übertreiben, wird mit diesem Album nichts anfangen können. Wer wirklich mal nachvollziehen will, wie sich das dort so lebt, sollte sich das Album gönnen...

Jeder Song dieses Album ist die Antwort auf ein "Das kannst du doch so nicht bringen!", die man so nur als gebürtige Knowles so geben kann.

Platz 2:
Atmosphere - Fishing Blues: Atmosphere ist Religion. Denn ich hab halt in den letzten Jahren zu viel Scheiß mit den Atmosphere Alben erlebt. Und das beste an dieser Band: Obwohl die Erwartungen an sie von meiner Seite aus unfassbar hoch sind, enttäuschen sie nie, sondern überraschen immer wieder. Weil sich die beiden auch als 40 Jährige noch weiter entwickeln. Und weil ich diese Entwicklungen auch noch persönlich mitgehen kann. Dabei ziehen einfach nur gegen jede Vernunft und ohne Kompromisse ihren Scheiß durch. Wir reden hier von einer echten Indipendent Rap Band die auch 2016 immer noch erfolgreich ist. Und sie schaffen halt wirkliche Alben, was gerade bei Rapmusik, wo ein Album gerne mehr Gastbeiträge als Songs hat, keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Werke, die man sich vom Intro bis zum Outro anhören muss um sie halbwegs zu verstehen.

Platz 1:
Beyonce Knowles - Lemonade: Holy Shit. Lemonade. Dieses Album. Wo soll man anfangen. Am besten so: Selbst wenn man sich von der Vorstellung, dass dieses Album wirklich Autobiographisch ist (Jay-Z sie also wirklich betrogen hat) verabschiedet... ist es immer noch ein unfassbar gutes Album. Weil es halt die Geschichte einer betrogenen Frau erzählt. Extrem glaubwürdig erzählt. Jeden einzelnen Schritt. Angefangen beim "Das kann doch nicht sein!" hin zum "Du Arschloch!" Und selbst dass sie hinterher als stärkere Person in die Arme einer stärkeren Beziehung zurückkehrt...
Und dann gibt es noch den Kunstfilm zum Album, in dem das alles Visuell umgesetzt wird... Weil das immer noch nicht genug ist, gibt es gratis oben drauf Freedom. Und dem Fakt, dass ich für den Rest meines Lebens Flashbacks zu der Aktion mit dem Planschbecken schieben werde, wann immer dieser Song spielt.
Lemonade wird auch bei der "Die besten Alben des Jahrzehnts" Charts mindestens in der Top 3 auftauchen.

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