Mittwoch, 19. Oktober 2016

So ignorant wäre ich auch gerne

Ganz ehrlich... es ist echt faszinierend. Wie weit weg von der Realität sind die bei der Fifa eigentlich?

Anscheinend gilt die Aufarbeitung der Ära Sepp Blatter als beendet, sobald es über 6 Monate keinen neuen Skandal gibt... danach, und das ist das wirklich krasse, geht man nahtlos zum Alltagsgeschäft über.

Halten wir mal die Hauptkritikpunkte an der Fifa fest:
1.) Es dreht sich nicht mehr um den Ball, sondern alles nur noch ums Geld. Das einzige wirkliche Ziel des größten Steuerhinterziehers des Universums scheint es ja zu sein, möglichst noch mehr Geld zu scheffeln. Anstatt ein besseres Turnier zu organisieren, vergibt man die WM nach Katar. Einem Land, in dem man im Sommer praktisch keinen Hochleistungssport betreiben kann... Aber hey, dort fließt das meiste Geld...

2.) Dieses Geld landet viel zu häufig in den Taschen korrupter Funktionäre. Und ja, dass sowohl die gesamte Organisation als auch die einzelnen Funktionäre zu gierig wurden, hat ja den Stein erst ins Rollen gebracht. Wenn die nicht die Doppelvergabe nach Russland und Katar an einem Tag durchgezogen hätten, wäre Blatter immer noch Fifa Präsident und Michel Platini sein Thronfolger...

3.) Die Fifa richtet sich viel zu sehr nach den kleinen. eigentlich irrelevanten Verbänden. Bis vor kurzem dachten wir ja auch, dass nur die korrupt wären... was jetzt ja vom Tisch ist. Aber das San Marino genau so viele Stimmen hat wie Deutschland wird genau dann zum Problem, wenn es um Themen wie "Wiederwahl" geht. Denn nicht die Großen Verbände, die für den Großteil des Umsatzes sorgen (und was eigentlich viel wichtiger ist: Die den Großteil der aktiven Fußballer stellen), entscheiden wer gewählt wird... sondern die kleinen Verbände. Die muss man hauptsächlich zufrieden stellen.

Und was ist das erste Projekt von Gianni Infantino? Die Aufstockung des WM Teilnehmerfeldes. Klar, im wesentlichen muss er jetzt ein Versprechen von Sepp Blatter umsetzen und die WM auf mindestens 40 Teilnehmer erweitern... wartet, warum muss er das tun? Also warum müssen wir die Versprechen unter Korrupten Freunden jetzt noch umsetzen? Wäre Schritt eins in der Aufarbeitung des Fifa Skandals nicht... all die Scheiße, die dadurch ausgelöst worden ist zurück zunehmen?

Aber da sich 40 Teilnehmer sich nicht rechnen... Geht Infantino noch einen Schritt weiter...

Und ja, Infantino will nur eine weitere Qualifikationsrunde im Land des Gastgebers austragen lassen. Damit mehr Nationen das Gefühl einer WM Teilnahme genießen dürfen. Und damit noch mehr Kohle gescheffelt wird. Die dann wahrscheinlich wieder in den Taschen einzelner Funktionäre landen wird...

Anders ausgedrückt: Die machen im Jahr 0 n.B. genau so weiter wie vorher... So funktioniert die Aufarbeitung eines den Verband bis in die Grundfesten erschütternden Skandals...

Das Problem ist ja auch: Infantino muss einfach so handeln. Also... es kann am Ende dabei raus kommen, dass der einer der Guten ist. Dass er mit seiner Qualifikation vor Ort nur noch schlimmeres wie ein Sechszehntel-Finale verhindern will... Dass er diesen Kompromiss einfach eingehen muss, damit er überhaupt eine Chance hat um wieder gewählt zu werden. Denn wenn er sich nicht an Blatters Versprechen hält, wird er das mit ziemlicher Sicherheit nicht.

Aber eigentlich sollte die Fifa jegliche "Expansionspläne" stoppen, bis die WM Vergabe nach Katar restlos aufgeklärt ist. Am besten so restlos, dass wir einen anderen Gastgeber haben. Und dann kümmern wir uns um eine Vergabesystem, dass nicht so verdammt korrupt ist. Wenn diese 2 Punkte gründlich abgearbeitet sind und man sicher sein kann, dass die nächste WM fair vergeben und ausgetragen wird... ok, dann sollte man sich eigentlich darum kümmern, dass man als Ausrichter auch Steuern in dem entsprechenden Land, in dem man zu Gast ist, zahlt. Damit man eine WM auch wirklich als Aufbauarbeit deklarieren kann...

Wenn das alles erledigt ist... also so gefühlt im Jahr 2026... DANN kann man vielleicht mal wieder mit einer Erweiterung des Teilnehmerfeldes flirten. Aber im Jahr 2016 sollte der Fokus ganz woanders liegen...

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