Donnerstag, 13. Oktober 2016

Jetzt wieder dieser Satz, den ein Großer niemals sagen wird:

"Es gibt keine Kleinen mehr!"

Und ja, man muss an der Stelle mal an die Zeiten erinnern, als ein Rudi Völler sich genau darauf raus reden wollte.

Ach ja, die gute alte Zeit, mit Waldi, Netzer und Delling... Und Rudi...

Aber ja, es gab eine Zeit, in der waren wir in der Position, in der die Engländer heute sind: Wir hatten so unsere liebe mühe mit Island und Slowenien. Das ist ungefähr 10 Jahre her...

Und damals ist dieser "Es gibt keine Kleinen mehr" Satz ja entstanden. Auch wenn er eigentlich "Wir sind halt gerade kein Großer" heißen müsste. Aber wer will denn so selbstkritisch mit seiner eigenen Nationalmannschaft umgehen.

Wobei man zugeben muss: Damals hat es sich eher gelohnt als heute, die Qualifikationsspiele zu sehen. Deswegen wundert es mich ja auch, dass RTL da Geld für ausgibt... ich dachte immer, dass man dieses "Elend" zeigen MUSS, wenn man die großen Turniere übertragen will...

Und ja, genau genommen ist es eine Qual. Also entweder die Deutsche Mannschaft spielt so, wie man es von ihr erwartet. Dann ist die einzige Frage, ob sie die Quali ohne Gegentor absolviert. Oder sie spielt richtig grausam und qualifiziert sich trotzdem. 

Diese Quali zeigt doch nur, dass der Abstand zwischen Deutschland und dem Rest eher am wachsen ist. Man schlägt hat Tschechien und Nordirland (ihres Zeichens 2 EM Teilnehmer) sicher und souverän, obwohl man nach 15 Minuten in den "Hauptsache ich verletze mich nicht" Modus wechselt. 

Und das ist ja auch logisch und konsequent. 
Also in diesem Ominösen Damals wurde halt immer behauptet, dass die ehemaligen Kleinen mittlerweile halt auch (vor allem taktisch) gut ausgebildet sind. Das stimmte damals sogar. Also die Kleinen waren vor 10 Jahren taktisch fast so gut ausgebildet, wie unsere Nationalspieler. Weil unsere Ausbildung entsprechend grausam war.

Vor 10 Jahren war ein U16 Nationalspieler aus San Marino und aus Rostock zumindest grundlegend gleich. Beide spielten für den besten Verein aus ihrer Region und nebenbei für die Nationalmannschaft. An sonsten waren sie ganz normal ins soziale Leben integriert. Und ja, der Kapitän von Hansas Jugendmannschaft (und Sohn des Trainers... aber Details...) ging gemeinsam mit mir an die Strawberry High
So was dürfte heute unvorstellbar sein. Wo jeder Verein stolz darauf ist, wie viele Internatsplätze er zur Verfügung hat. Wo die Schulische Ausbildung an den Verein gekoppelt wird. 

Heute hat der 16 jährige Deutsche einen extremen Vorsprung vor fast allen anderen Jugendspielern. Ausgenommen den Spaniern, Holländern und Franzosen

Und diesen Vorsprung sieht man ja, wenn man sich die Nationalmannschaften ansieht.

Natürlich haben auch die kleinen ihre Ausnahmetalente, die sich dann im europäischen Vereinsfußball durchsetzen und zu Weltstars werden. Aber die hat es auch schon immer gegeben. George Weah war mal Weltfußballer des Jahres, ohne sich jemals für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Talent kann sich immer durchsetzen.

Aber... ich sag das mal so drastisch: Das Brasilien mittlerweile zu den Kleinen gehört, beweist halt auch, dass Talent alleine nicht mehr reicht. Und ja, jedem Brasilianer wird schlecht, wenn er sich die Offensive hinter dem Ausnahmetalent Neymar anguckt.

Und Argentinien mit Lionel Messi kommt bis ins WM Finale, ohne ihn würden sie (Stand Heute) an der Quali scheitern...

Früher hatten diese Nationen immer 3 Weltklasse Offensivspieler auf dem Feld. Ihr größtes Problem war es halt, um diese Weltklasseangreifer ein ordentliches Defensivkonzept aufzubauen. Hier sei einfach mal der (wohl auf Jahrzehnte) letzte nicht europäische Weltmeister um Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho genannt.
Diese Weltklasse Spieler mussten sich aber auch nicht mit unseren in speziellen Labors hoch gezüchteten Talenten messen. Und vor allen Dingen mussten es ihre minderbemittelten Nebenleute auch nicht tun... 
Wenn du heute mit 18 Jahren als Fußballer nach Europa kommst... musst du im Vergleich zu den lokalen Talenten 4 Jahre Ausbildung nachholen. Da du halt am Strand gezockt hast, während die von ausgebildeten Trainern geschliffen worden sind...
Es sei denn, du gehst nach Italien oder England... aber die stehen halt genau dort, wo wir vor 15 Jahren standen. Und sobald die gemerkt haben, dass man seine eigene Jugendarbeit mal dringend überarbeiten müsste... so was lernt man halt in dem Moment, wo man gegen Island verliert...

Man kann das ja gut an den Jahrhunderttalenten sehen, die nach Europa ziehen und dort dann scheitern. Robinho wurde eingangs als nächster Pele gefeiert. Aber selbst wenn man nicht den aller größten als Maßstab nimmt, war seine Europakarriere eine Endtäuschung. Und ja, es gab schon immer talentierte Südamerikaner, die in Europa gescheitert sind. Denilson kommt mir als erster in den Sinn. Als ich den das erste Mal spielen sah, dachte ich: Der wird alles platt machen... tat er aber nicht... (Dabei fällt mir auf, dass der Junge Neymar und der Junge Denilson sich auf dem Platz verdammt ähnlich sehen... aber einer der beiden die Umstellung zum seriösen Fußballer geschafft hat, der andere nicht...)
Und wenn wir uns mal von dem wirklichen Ausnahmetalenten (un europäisch ausgebildeten) Messi (und Ronaldo) entfernen... Wie oft hat den ein Südamerikaner in den letzten Jahren die Wahl zum besten Sterblichen Fußballer gewonnen und ist dritter bei dieser Wahl geworden? Ein Mal konnte Neymar sich diesen Titel einstreichen. An sonsten gingen die Ballon d'Or immer (und in allen Farben) an Spieler, die in Europa ausgebildet worden sind. Von den 18 Preisträgern spielten nur 2 (Franck Ribery als die ganz große Ausnahme) nicht mit 12 in europäischen 5 Sterne Internaten. 

Das mag jetzt viel zu speziell wirken... aber guckt euch mal die Siegerlisten der alten Weltfußballer Wahl an: Um die Jahrtausendwende ging die Wahl in 6 von 7 Jahren an Spieler, die nicht auf europäischen Boden ausgebildet worden sind. 
Die Tendenz zeigt da, dass die in Internaten ausgebildeten Spieler einen extremen, fast uneinholbaren Vorteil haben. Was ja auch logisch ist. Für die sind mit 18 Jahren Dinge selbstverständlich, die andere erst noch mühselig lernen müssen und teilweise niemals lernen werden... dass deine Hand zum Beispiel nichts im Gesicht des Gegenspielers verloren hat. Das wurde dem kleinen Franck nicht beigebracht und dem großen kriegst du das nicht mehr vermittelt...

Und diese Ausbildungszentren, die diese hoch veranlagten Spieler fördert, bringen halt zu über 90% Spieler hervor, die für die "eigene" Nationalmannschaft aus. Und die werden ja immer besser. 
Was dann dazu führen wird, dass (so unvorstellbar das gerade erscheint) der Abstand zwischen Deutschland/Spanien/Frankreich und dem Rest der Welt eher weiter wachsen wird. 

Und ja, der Abstand zwischen den Kleinen untereinander wird immer geringer werden. Die könnte irgendwann so gering sein, dass man als Deutscher Tschechien und San Marino nicht mehr auseinander halten kann... weil man halt beide 5:0 schlägt. Trotzdem führt der extreme Entwicklungssprung in der Ausbildung junger Fußballer auch langfristig eher dazu, dass es mehr Kleine gibt.

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