Sonntag, 15. November 2015

Sollten wir jetzt gegen Holland antreten?

Boah, schwierige Frage... vor allem, wenn einem bewusst wird, dass sich ein Selbstmordattentäter im Eingangsbereich der Stade de France in die Luft gesprengt hat... yapp, 2 der Attentäter hatten es sich zum Ziel gesetzt, im Stadion eine Massenpanik auszulösen... Holy Shit.


Dass die Spieler in der Kabine übernachten mussten, erscheint da schon fast harmlos. Wenn man bei so einer Situation überhaupt von "harmlos" reden kann.
Und ich will mir gar nicht vorstellen, wie traumatisierend so eine Nacht für die Spieler sein kann. Das macht die Entscheidung, ob man am Dienstag spielen sollte, halt um einiges schwieriger.

Aber Reinhard Rauball sagt am Ende von dem Kicker.tv Beitrag etwas extrem wichtiges: "Ich bin der Meinung, dass man der Gewalt nicht weichen sollte und ihr nicht den Triumph lassen sollte."

An der Stelle muss man sich halt auch mal mit dem Grundprinzip des Terrorismus beschäftigen. Terror heißt nicht mehr als Angst und Schrecken. Und das Primäir-Ziel der Selbstmordanschläge sind nicht die 120 Toten. Auch wenn das jetzt extrem krass klingt und ich die tragischen Opfer gar nicht relativieren will... im Gegenteil, was ich jetzt gleich schreibe, macht diese Opfer nur noch tragischer.

Die Toten sind, aus Sicht des IS, nur Mittel zum Zweck. Sie sollen eine Reaktion provozieren. Und diese Reaktion ist das Entscheidende: Lassen wir uns als Europäer von der Angst lenken? Dann gewinnen die.

Reden wir an der Stelle mal über den 11.September und die Reaktion der Amerikaner. Als Reaktion auf die Anschläge erklärte George W. Bush den "War on Terror". Als Teil dieses Krieges wurde der "Patriot Act" verabschiedet. Man hatte so viel Angst vor Terroranschlägen, dass man sein höchstes Ideal "die Freiheit" aufgab. Zusätzlich zog man in 2 Kriege, die unser Weltbild noch auf Jahre prägen wird.
Und die Amerika in eine tiefe Sinnkrise stürzten... Denn das die amerikanische Bevölkerung mal Kriegs-müde werden würde, war 2003 nicht mal zu erahnen...

Kurz gesagt: Al Quaida hat den "War on Terror" gewonnen. Die haben mehr erreicht, als sie sich jemals haben träumen lassen. Und denen wird auch egal sein, dass sie mittlerweile vom IS abgelöst worden sind. Schließlich haben sie indirekt die Grundlage für den IS gelegt. Denn ohne ihre Anschläge gibt es keinen Irakkrieg und ohne Irakkrieg trifft der IS vor Ort auf ganz anderen Widerstand.

Und nebenbei legte man damit die Grundlage für weitere Anschläge. Wenn die Amerikaner vor 14 Jahren gesagt hätten (und ja, ich war damals in Amerika, ich habe live miterlebt, wie das gemeine Volk reagiert hat... am anderen Ende des Kontinents): "Wir lassen uns von euch nicht kaputt machen. Und uns von eurem Schrecken lenken"... Dann hätte der Terroranschlag sein eigentliches Ziel verfehlt.

Und genau vor der Wahl stehen wir Europäer jetzt... Bis jetzt haben wir an der Stelle zumindest nicht komplett verkehrt reagiert. Trauer ist eine angemessene Reaktion. Sich von der Angst leiten zu lassen nicht.

Dazu kommt ja, dass wir Deutsche noch nie Opfer eine Anschlages islamistischer Extremisten wurden. Bei uns führt immer noch der Nationalsozialistische Untergrund die Terrorstatistiken an. Gefolgt von der Roten Armee Fraktion... Hoffen wir, dass das so bleibt. Und zwar nicht, weil die Nazis jetzt als Folge wieder mehr Attentate verüben.
Bedenkt an der Stelle auch: Wenn wir jetzt als Folge unseren Hass auf die Flüchtlinge aus Syrien richten, erreicht der Anschlag genau das, was er erreichen will.

An der Stelle... kommen wir zurück zum Fußball.

Die am ehesten richtige Entscheidung ist... das Spiel stattfinden zu lassen. Und die restlichen Karten loszuwerden. Damit wir in einem ausverkauften Stadion eine angemessene Trauerfeier für die Franzosen abhalten können. (Ernsthaft: Wenn ich dafür nicht nach Hannover reisen müsste, würde ich mir Montags eine Karte besorgen. Aus Prinzip. Obwohl ich sonst nie ins Stadion und erst Recht nicht zu Deutschland Spielen gehe...)
Und dann schallt es halt ein Mal "Allez le Bleus" durch ein deutsches Stadion... na und? Dafür zeigen wir dem IS, dass wir uns von ihm nicht einschüchtern lassen.

Und ja, es ist nur ein völlig bedeutungsloses Fußball Spiel. Und es statt finden zu lassen wäre ein symbolischer Akt. Aber hey, dass es reine Symbolik ist, hält euch auch nicht davon ab, eure Facebook Titelbilder zu aktualisieren. Da kann man sich doch auch ein Mal zu einem symbolische Akt in der Realen Welt zusammenschließen.

Den Spielern sollte man die Entscheidung ob sie mitspielen wollen, da sie halt direkt vor Ort waren, selbst überlassen. Und ich mache auch keinem Beteiligten der sagt "Boah, die Nacht war zu krass, ich brauche erst Mal ein paar Tage Abstand" einen Vorwurf. Aber selbst wenn wir mit einer von Löws patentierten B-Mannschaften auflaufen. Wichtig ist erst Mal, dass überhaupt angepfiffen wird.

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