Montag, 6. Juli 2015

Das völlig absurde am Fall Werder gegen Bremen

Ist der Hansestadt eigentlich bewusst, was sie da gerade tun? Ich frage ja nur.

Für diejenigen, die es vergessen haben: Die Hansestadt Bremen hat beschlossen, dem örtlichen Fußballverein und/oder der DFL die Rechnungen für Hochsicherheitsspiele zu schicken. Wir reden von 3 Spielen und 250.000-450.000 Euro pro Spiel. Aus einem einfachen Grund: Die Stadt ist Pleite.

Nun stellen wir uns mal die Frage, wie eine Stadt wie Bremen pleite gehen kann. Die Antwort ist dieselbe wie in Berlin: Sie nehmen zu wenig Steuern ein. Die einzige Stadt, die anscheinend groß genug ist, um das zu stemmen, ist Hamburg. Was aber auch am Berliner Größenwahn liegen kann, ich sag mal Flughafen...

Aber bei Bremen fängt das Problem natürlich schon bei der Bevölkerung an: 550.000 potenzielle Steuerzahler sind verdammt wenig um die deutsche Bürokratie zu finanzieren. Dass dieses Konzept nicht wirklich aufgehen kann, erscheint erschreckend logisch.

Aber jetzt fragen wir uns doch mal, wer in Bremen überhaupt Steuern zahlt. Nordmilch wahrscheinlich. Und Werder Bremen.

Hey, ist es wirklich übertrieben, wenn ich  behaupte, dass Werder für die Hälfte der Steuerumsätze in der Hansestadt verantwortlich ist? Direkt oder indirekt.

Fangen wir mal mit dem ganz banalen an: Werder zahlt Millionengehälter. Letzte Saison waren das offiziell 35 Millionen. Wenn jetzt also ein Eljero Elia mit Wohnsitz in Bremen 3 Millionen im Jahr Netto verdient... dann sind das Brutto schon eher 4. Und ja, Werder Bremen wird für seinen Lizenzspieler-Etat jedes Jahr mehrere Millionen an Steuern abdrücken. Von denen einige auch in Bremen landen. Dazu kommen Krankenkassen- und Sozialversicherungsbeiträge, da wir in einer Sozialen Marktwirtschaft leben. Und die Ökosteuer fürs Benzin, dass die ganzen Luxuskarren verbrauchen, wenn sie vom Training nach Hause fahren.

Allerdings ist das Steuerrecht in Deutschland natürlich schwierig. Und kaum nachzuvollziehen. Wie viel Werder da jetzt wirklich zahlt und wie viel davon in Bremen hängen bleibt ist halt schwierig zu berechnen. Ich wollte nur mal ein Mal erwähnen, dass die 18 Bundesligisten allein schon durch ihre Lohnkosten (und selbst wenn die Vereine von Steuern befreit sind, die Profis sind es deswegen noch lange nicht...) verdammt viel Geld in die Staatskassen spülen.

Aber kommen wir mal zur (Laut Wikipedia) Bedeutendsten Einnahmequelle von Ländern und Gemeinden: Der Umsatzsteuer. In Deutschland verdient der Staat an jedem getätigten Handel mit. Dabei ist es relativ egal, ob du ein Stück Butter oder eine Yacht für deinen See kaufst.  Deswegen könnte man auch den griechischen Staatshaushalt ausgleichen... in dem man Hasch legalisiert und eine Umsatzsteuer auf all das verrauchte Gras kassiert. Rein volkswirtschaftlich wäre das vernünftiger.

Und jetzt fragt euch mal, wer jedes 2. Wochenende im Jahr für starke Umsätze sorgt? Genau: Werder Bremen.
Gehen wir mal von 42.000 Zuschauer bei einem Hochsicherheitsspiel gegen Hamburg aus. Gehen wir davon aus, dass die Karte im Durchschnitt 20 Euro kostet. Und dass, weil sich gefühlt jeder 3. das Trikot des ab sofort legendären Siegtorschüzen kauft, jeder der 42.000 zusätzlich noch mal 10 Euro im Stadion lässt. Dann sind wir bei einem Umsatz von 1,6 Millionen Euro. Von denen wieder 7% bis 19% an die Stadt Bremen zurück fließen. Und dann kommt noch das Bier, das am Bahnhof verzehrt wird.
Und Werders Zuschauerschnitt liegt bei 40.000 die werden also jedes 2. Wochenende 1 Millionen Umsatz machen, egal ob die Polizei ein Großaufgebot stellen muss oder nicht.

Oder um das mal konkret zu machen: Werder Bremen macht einen Jahresumsatz von 120 Millionen Euro. Das ist das Geld, das direkt bei Werder Bremen umgesetzt wird. Indirekte Kosten wie Anreise zum Spiel oder der Bierkonsum in der örtlichen Fankneipe bei Auswärtsspielen sind da nicht drin.. Davon gehen dann zwischen 7% und 19% an den Staat. Ich sag's ja nur...
Da fällt das jammern über die Kosten der Polizeieinsätze schon schwerer, oder? Und das ist ja ein gerne angebrachter Vorwurf von nicht so Fußball Interessierten an dem System: Warum muss der Steuerzahler diese Einsätze bezahlen? Nun ja, weil der Fußball Fan und die Fußball Industrie jeweils auch Steuerzahler sind. Gute Steuerzahler...

Anders ausgedrückt: Dieser Streit zwischen Werder Bremen und der Hansestadt hat schon jetzt nur einen Verlierer: Die Hansestadt. Denn die Reaktion des DFBs war halt "Ok, dann meiden wir euch halt." Und ich sag das mal so: Dass der mittgliederstärkste Verband der Welt sagt "Wir meiden euch", kannst du nicht wirklich wollen. Allein schon durch die Verlegung des Länderspieles gegen fucking Gibraltar dürfte der Stadt 500.000 Euro an Steuern durch die Lappen gegangen sein.

Wenn ich eine reiche Gemeinde im Umkreis von Bremen wäre... sagen wir mal Delmenhorst... Ich würde mal in einem ruhigen Moment durchrechnen, ob es sich lohnt, dem Verein Werder Bremen ein 50.000 Menschen Stadion zu bauen und günstig zu vermieten. Mit der einzigen Bedingung: sie müssen ihren Vereinssitz nach Delmenhorst verlegen und alle Steuern, die nach Bremen gehen, stattdessen bei ihnen zahlen. Was meint ihr, wie lange würde das dauern, bis sich 50 Millionen fürs Stadion refinanziert haben und du anfängst Gewinne zu scheffeln? 10 Jahre? 20 Jahre? Höchstens.

Das mag jetzt völlig übertrieben klingen... aber ist es das Wirklich? Die Allianz Arena in München kostete der Stadt auch mehrere Millionen Euro. Weil sie mal so nebenbei eine U-Bahn Station um 50 Meter verlegen mussten. Und ja, auch wenn die Bayern immer behaupten, dass sie ihr Stadion ganz alleine bezahlt haben... ohne diese Baumaßnahme wäre der Stadionbau nicht möglich gewesen und die haben sie eben nicht selbst bezahlt.
Trotzdem wird (Stand Heute) sich niemand in München mehr über diese Subventionsmaßnahme beschweren. Weil sie sich bewusst sind, dass ein absurd geiles Stadion absurd hohe Umsätze bedeutet, die zu einer absurd guten Mannschaft führen für die wiederum absurd hohe Steuern bezahlt werden. Die Stadt München hat das Geld inzwischen garantiert wieder drin.

Die Stadt Bremen muss de facto kaum was Zahlen... außer 2-3 größere Einsätze der Bundespolizei. Dass ist eine Millionen im Jahr...
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich glaube, dass es sich für eine Stadt lohnt, einen Bundesligisten zu beheimaten. Weil es eine absurde Wirtschaftsmacht darstellt. Sich dann zu beschweren, wenn man diese Macht nicht komplett für lau bekommt, halte ich für absurd.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen