Mittwoch, 5. Dezember 2012

Financial Fair Play... ja, klar, sicher

Das Financial Fair Play ist das liebste Kind vom UEFA Präsidenten Michel Platini. Es soll endlich zu Wirtschaftlicher Vernunft im Fußball führen. Und zu einem fairen und ausgeglichenen Wettbewerb führen. Nebenbei soll auch noch die Abhängigkeit von Privatinvestoren (die "nur noch" 45 Millionen in den Verein aus ihrem Privatvermögen stecken dürfen... pro Jahr...) reduziert werden.

Letzteres ist natürlich absurd, wenn der Investor einfach nur eine Tochterfirma gründen muss, die dann für eine einzelne Werbebande, die im Spiel 5 Minuten zu sehen ist, 135 Millionen bezahlt... wer will das verhindern? Und vor allem wie?

Aber gerade wir Deutschen sollen ja von dem Financial Fair Play am deutlichsten profitieren. Schließlich hatten wir vorher schon das härteste Lizenzsverfahren Europas. Und jetzt soll es endlich wieder den ersten internationalen Titel seit 2001 geben. Aber ist so was wie einen fairen und ausgeglichenen Wettbewerb in Europa überhaupt möglich? Eine Frage, die sich sonst VW und Seat stellen. Aber die Umsatzzahlen der Fußballligen führen zwingend zu dieser Fragestellung... und die Antwort lautet Nein.

Im Sommer durfte der Kicker ungestraft über ein vom Spanischen Steuerzahlen subventioniertes Europa League Finale lästern. Und die freundliche Bitte hinterher schicken, so etwas doch bitte zu unterlassen... oder von Seiten der UEFA zu sanktionieren.
Nun will ich die Spanischen Steuerschulden gar nicht schön reden... und deren Konkursverfahren ist so fucked up, dass die eine Mannschaft, die seriös wirtschaftet und jahrelang auf die Ablösesummen aus den Konkursverfahren wartet, absteigen muss, während die Schuldner weiter Pirimera Divison spielen...

Aber tun wir kurz so, als würde der Deutsche Fußball ohne Subventionen auskommen. Wir brauchen kein Financial Fair Play, wir brauchten eine Fußball-WM im eigenen Land. Denn seit der WM im eigenen Land boomt die Liga wie verrückt.
Etwas 500 Millionen wurden von den Ländern und Städten in die WM Stadien gesteckt. Dazu kommen all die Stadien, die vor der WM renoviert wurden, aber am Ende nicht den Cut geschafft haben, die in dieser Liste nicht mal auftauchen. Und 300 Millionen Euro Kredite von den Landesbanken... Und selbst für ein offiziell komplett selbst finanziertes Stadion wie die Allianz Arena in München... wurde mal so nebenbei ein U-Bahnhof um 50 Meter nach Norden verlegt. Und das haben dann (auch wenn ich es am ehesten zutrauen würde) wohl kaum die Bayern bezahlt, sondern die Stadt München. Und ich behaupte mal: nicht nur in München musste das Nahverkehrssystem den neuen größeren Stadien angepasst werden...

Laut Abschlussbericht der Bundesregierung zur WM 2006 (ja, ich fahre die schweren Geschütze auf...) hat "die Bundesregierung ca. 3,7 Mrd. Euro allein in Ausbau- und Erweiterungsmaßnahmen für das Bundesfernstraßennetz investiert". Geld das laut eigenen Angaben nur wegen der WM in die Hand genommen wurde, aber dort in keiner offiziellen Bilanz auftaucht. Und jeder, der mal zu einem Auswärtsspiel in Lwiw war, weiß wie wichtig es ist, dass man die letzten 500 Meter nicht durch eine Ödnis laufen muss...

Ich will die Fußball-WM 2006 gar nicht schlecht reden. Schließlich wurde Angela Merkel zur größten Deutschen Autobahnbauerin seit Adolf Hitler... (und ein Internationales Volksfest ist mir als Motivation 3,7 Mrd. mal lieber als ein völkervernichtender Weltkrieg...) Aber man sollte niemals vergessen, dass die grandiose Entwicklung der Bundesliga ganz stark mit diesem Event zusammenhing. Und das da Milliarden geflossen sind, die dem Fußball direkt oder indirekt zu gute kam. In Italien wurde zum Beispiel 1990 das letzte Mal groß renoviert. In vielen Stadien wurde seit dem nichts mehr gemacht. Und so hat nur Juventus Turin im Jahre 2012 ein Stadion, dass man in Europa vorzeigen kann... Und dementsprechend am Arsch ist der Italienische Fußball (wobei es natürlich in Italien auch noch genügend andere Probleme gibt... Verschobene Spiele etc.pp...) Aber die Italiener können nicht zu unrecht behaupten, dass sie durchaus auch mal wieder ein großes Turnier bräuchten, damit sie, wie die Deutschen, wieder in die Gänge kommen...

Aber auch ohne die Fußball-WM würde es derzeit deutlich aufwärts gehen für den Deutschen Fußball. Wir sind das Bevölkerungsreichste Land im Herzen Europas. Und wir haben die Robusteste Wirtschaft... mit einem Bruttoinlandsprodukt von 3,5 Mrd US Dollar... Und wir stecken mitten in einer Weltwirtschaftskrise... Und während wir beinah die einzigen sind, die weiterhin unsere Bevölkerung zum Geld ausgeben animieren (erinnert ihr euch noch an die Abwrackprämie? Ja, die spielt da mit rein), erlegen wir allen anderen krasse Sparkurse auf... Wir sind quasi die einzige Wirtschaft, die sich ein Hobby wie Fußball noch leisten kann... sowohl vom Sponsoring (wo VW mal so nebenbei zum Partner des DFB Pokals wird) als auch auf Seiten der Fans, wo sich immernoch 80.000 Menschen einen Bundesligaklassiker wie Dortmund gegen Fürth angucken. Alles Dinge, die man sich in Spanien oder Italien nicht mehr leisten kann...

Lange Rede, kurzer Sinn: das Financial Fair Play ist eine schöne Sache. Aber zu glauben, dass es zu einem fairen europäischen Wettbewerb führen kann, ist naiv. Das ist aber in einem Internationalem Millardenschweren Wettbewerb aber auch unmöglich. Aber wenn man sich über Steuergeschenke und Finanzspritzen von Privatinvestoren aufregt, sollte man vorher auch mal unter dem eigenen Teppich nachschauen, was da noch so rumliegt.

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