Donnerstag, 3. Februar 2011

Konzeptfussball

Konzepte im Fussball sind wichtig. Gerade für die kleineren Vereine, die wirtschaftliche Nachteile ausgleichen müssen. Jeder Verein sollte ein langfristiges Konzept, dass im Zweifelsfall auch über einen Trainer hinausgeht besitzen. Nun wird Felix Magath sofort behaupten: "Aber ich habe doch auch ein Konzept." Das wäre dann endlich der Moment meinen Lieblingskünstler zu zitieren: "Just too bad that most of ya'll are working with stupid concepts". Und genau diese dummen Konzepte sollen jetzt anhand der letzten Transferperiode miteinander verglichen werden.
Los geht's mit dem SC Freiburg vs TSG Hoffenheim:
Der SC Freiburg ist ja so was wie DER Konzeptverein Deutschlands. Lange bevor sie in Mainz überhaupt an Jürgen Klopp und Thomas Tuchel gedacht haben, wurde in Freiburg schon UEFA-Cup gespielt. In Freiburg wird seriös gewirtschaftet, ein gepflegter Kurzpass gespielt und so hat man sich in den Top 22 Vereinen in Deutschland etabliert.
Die TSG Hoffenheim hat auch ein Konzept. Auch wenn dieses Konzept heißt, wir vertreten was immer Dietmar Hopp ins Mikrofon sagt.Die Konzepte in Hoffenheim gehen von "wir maschieren mit alten, nur bedingt bundesligatauglichen Stars wie Jochen Seitz und Francisco Copado in die 2. Liga" über "wir holen uns junge und teure Ausländer wie Carlos EduardoLuiz Gustavo und Demba Ba um uns in der Bundesliga zu etablieren (und wundern uns hinterher darüber, dass das Söldner sind...)" über "Wir setzten auf junge, deutsche, aus Stuttgart kommende Spieler" zu "Wir verkaufen in der Winterpause unsere Leistungsträger."

In dieser Winterpause wurden die Unterschiede auf dem Transfermarkt sehr deutlich. In Hoppenheim hieß es auf einmal, dass man einem jungen Mann nicht daran hindern kann, seine Träume zu verwirklichen. Was einen anderen jungen Mann dazu veranlasste, unbedingt zum Tabellenletzten nach England zu wollen... Ich habe selten eine Verhandlung gesehen, in dem der Verkäufer so scharf drauf war, seinen eigenen Leistungsträger loszuwerden und ihn unbedingt zu einem Konkurenten zu schicken...
Wenn man dieser Tage in Freiburg anfragt, ob man einen Leistungsträger kriegt, bekommt man nur Antworten wie sie "können das Verhandeln ruhig weiter üben, die kriegen ihn trotzdem nicht". Wenn Hopp mit der Einstellung in den Gustavo-Transfer gegangen wäre...
Das Ergebnis: der Freiburger Kader wurde zusammengehalten, während sie in Hoffenheim auf einmal sogar (unbegründete) Angst haben moch ganz unten reinzurutschen.

Und wenn wir schon dabei sind, vergleichen wir doch mal Schalkes Konzept mit dem von St.Pauli.
Schalke hatte letztes Jahr eine übermäßig erfolgreiche Saison mit einem sehr jungen Kader. Und das ist eine Untertreibung. Die Logische Reaktion im Sommer: "wir müssen groß einkaufen." Weil wir ja Schulden haben und die werden nur kleiner, wenn wir investieren. Ich glaube ja, Magath hat seine Managerschule bei AWD absolviert... Dieses Experiment ist allerdings zumindest in der Bundesliga ziemlich schief gegangen. Unter anderen weil die eingekauften Stars teilweise den Eindruck vermittlen, dass sie einfach keinen Bock auf Bundesligaalltag haben. Die Reaktion im Winter? Jeder würde jetzt denken: "wir setzen wieder auf die Jugend, die hat uns schließlich nach vorne gebracht"... nein, die Reaktion im Winter lautet Angelos Charistes und Ali Karimi. Und selbst Schalke Fans zweifeln immer mehr an ihrem Messias. Vorwärts geht es deswegen nicht wirklich... obwohl der Rückrundenstart mit 3 Punkten aus 3 Spielen besser geglückt ist als der Saisonauftakt....
Auf der Gegenseite der FC St.Pauli. Das war ja schon immer ein etwas anderer Verein mit einer besonderen Stimmung. Letztes Jahr haben auch die ziemlich erfolgreichen Fussball gespielt. Am Ende stand sogar der Aufstieg in Liga Eins. Die Reaktion: es wurden einige wenig sinnvolle Ergänzungen geholt und an sonsten auf den Kader der Aufstiegssaison gesetzt. Dieser Kader tat sich in der Bundesliga doch recht schwer. Vor allem, wenn es ums Tore schießen ging. Deswegen habe ich selber behauptet, die Hamburger müssten in der Offensive unbedingt was machen. Haben sie auch. Anscheinend haben sie trainiert. 3 Spieltage später hat der 1.FC Köln die schlechteste Offensive der Liga (ich liebe es einfach diesen Satz zu tippen) und das liegt nur bedingt daran, dass Köln nicht trifft. Aber St.Pauli trifft einfach 7 mal in 4 Spielen.

In der Rückrundentabelle (die allerdings auch noch nicht aussagekräftig ist) steht St.Pauli erstmal vor Schalke 04. Was können wir daraus lernen? Seine Spieler aufbauen und im Training stark machen kann durchaus besser funktionieren als Panik-Einkäufe zu tätigen. Und der Trainer Felix Magath würde diesem Satz bestimmt zustimmen. Aber zum Leidwesen der Schalker (und zu meiner Allgemeinen Unterhaltung) scheint der Trainer Felix Magath nicht viel mit dem Manager Felix Magath zu reden... Oder er hat einfach keinen Einfluss auf ihn.

5 Kommentare:

  1. Also, auch auf die Gefahr hin mich unbeliebt zu machen: So sympatisch mir St. Pauli auch ist, aber "einige wenige sinnvolle Ergänzungen" des Kaders kann ich da irgendwie nicht erkennen! Mal die Zugänge 2010/2011 im Überblick:

    - Asamoah (St): 16 Spiele, 4 Tore ...naja, hätte mehr erwartet.
    - Sukuta-Pasu (ST): 13 Spiele, 1 Tor ... wird bestimmt mal Stürmer in der NM
    - Finn Bartels (ST): 19 Spiele, 1 Tor ...kam von Rostock, noch Fragen?
    - Marius Volz (MF): ganze 3 Spiele gemacht ...offensichtlich eine echte Verstärkung.
    - Carlos Zambrano (AB) : 16 Spiele, 1 Tor ...ok, der Transfer war nicht so schlecht, aber auch einige Aussetzer.
    - Bastian Oczipka (AB): 19 Spiele ...fand ich als einzigen Neuzugang überzeugend
    - Thomas Kessler (TW): 17 Spiele ...war jetzt nicht so schlecht, aber Hain ist immer noch besser!!

    Also, Fakt ist St. Pauli hat immer noch keinen vernünftigen Stürmer haT und lediglich 2 von 6 Transfers, Zambrano und Oczipka (Torwart Kessler mal ausgenommen, da gibts in D. mehr als genug gute) haben mehr oder weniger überzeugend gespielt.

    Der Punkt ist halt, dass im Vergleich mit Schalke fast jedes andere "Konzept" im deutschen Profifussball gut aussieht ...vielleicht mal von Köln und evtl. dem HSV abgesehen.

    "I'm ready to recieve some hate-mail" :P

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  2. man muss aber auch sehen wie viel Geld St. Pauli für diese Spieler investiert hat und wie viel Geld Schalke in den Sand gesetzt hat ... unter diesem Punkt muss die Deals von Pauli auch sehen ... wobei Zambrano, Oczipka und Kessler ja noch nicht mal "Pauli" gehören sondern nur geliehen sind ...

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  3. worauf ich ja eigentlich hinauswollte: St.Pauli ist nicht in Panik verfallen und hat wahllos Spieler verpflichtet, die ihnen vielleicht helfen... und liegt nach 3 Spieltagen damit ziemlich richtig. Und das muss man noch nichtmal zwingend mit Schalke vergleichen (aber auf Magath rumhacken macht halt den meisten Spaß), sondern man kann auch einfach Wolfsburg, Köln und Mönchengladbach nehmen...

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  4. Hmm ok, dann hab ich vielleicht die Geschichte mit dem "Konzept" etwas überinterpretiert ...was wahlose Verpflichtungen angeht hast du natürlich recht! Da sind Schalke und Wolfsburg ganze klar weit vorne dabei, wobei Gladbach ja wirklich jeden Mann gebrauchen kann der Fussball spielen kann, sogar Mike Hanke :P

    Interessanterweise haben nach allen Transfers aber weder Schalke (38), Wolfsburg (37) noch Köln (38) den größten Kader der Bundesliga, sondern Bremen(39)!!!!

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  5. das aber liegt daran, das Bremen mittlerweile all die Jungen Leute wie Kroos oder Thy, die auf Grund der Verletzungen und Krise schonmal in der ersten aushelfen mussten, aber eigentlich in die 2. gehören, jetzt im Kader geführt werden.

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